Der Stier
Rudyard Kipling (1865-1936) erzählt eine rührende Geschichte über einen jungen
Bullen, der speziell für den Stierkampf trainiert wurde. - Aber dieser
junge Stier war anders. Am Ende lieferte er dem Stierkämpfer ein taktisch
so packendes Duell, dass er schliesslich die Arena lebend und als Held
verlassen konnte.
Und diese Geschichte geschah im Juni 2005:
Ein junger Stier war zum Schlachthof bei Walterswil (in der Nähe von
Sihlbrugg) transportiert worden. Dort angekommen sollte das Tier, wie das
halt in einer Metzgerei so üblich ist, angebunden werden.
Allerdings, dieser Muni hatte noch nie zuvor einen Strick um den
Hals gehabt. Vielleicht wäre dem 400 kg Typ seine Transformation in Fleisch noch
Wurscht gewesen...Gegen das gefesselt werden sträubte er sich jedenfalls
resolut und er entschied sich zur Flucht.
Auf seinem Weg in die Freiheit durchquerte er viel befahrene Strassen (so auch die
Hauptstrasse Zürich-Zug), sowie Wälder und Hügel. Überraschenderweise
wurde während seinem Reissaus niemand verletzt.
Schliesslich wurde er im Gebiet Hausen (am Albis) entdeckt, inmitten von
Rindern. Offensichtlich wirkten diese Girls beruhigend auf den Bullen.
Nach einem tüchtigen Ausschlag gegen den Eigentümer der Weide konnte der
Eindringling seinem Eigentümer zurückgebracht werden.
In der Zwischenzeit wurde die Geschichte durch die Medien bekannt
gemacht und wie in Kipling's Geschichte hatte nun auch unser Star einen
Haufen Freunde gewonnen.
Der Besitzer erhielt verschiedene Offerten von privaten Leuten für den
Kauf des Tieres (und die Rettung seines Lebens), aber sie wurden
zurückgewiesen. Denn was sollte eine Privatperson mit einem Stier
anfangen?
Geplant war, dem Stier Zeit zu geben, sich zu erholen und das verlorene
Gewicht wider zu gewinnen um anschliessend geschlachtet zu werden.
Es gibt ein Happy End:
Der selbstbewusste Glückspilz wurde an eine Gruppe Leute mit Buddhistischem
Glauben verkauft. Nach entsprechenden Vorkehren, dass er nicht etwa noch
unerwünschten Nachwuchs produziere und nach einer angemessenen Quarantäne
grast der Held nun glücklich auf der Südwestlichen Seite des Rigi,
oberhalb Vitznau. Seine neuen Besitzer, friedfertige Vegetarier,
werden dafür sorgen, dass unser Held weiterhin eine glückliche Zukunft geniessen
kann.